Die nicht pharmakologischen Therapien bei Arthrose

Die nicht pharmakologischen Therapien

Die Auswahl an Behandlungsmassnahmen ohne den Einsatz von Arzneien ist schier unendlich.
Wissenschaftlich analysiert wurden einige davon, die an dieser Stelle kurz kommentiert werden sollen.


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Ein informierter Patient kann mit seiner Krankheit besser umgehen

Ein mündiger und informierter Patient, der weiss, weshalb seine Gelenke Schmerzen verursachen, kann damit besser umgehen und auch Strategien entwickeln, um schmerzhafte Zustände zu vermeiden.

Dies mag wie eine Binsenwahrheit klingen, wird aber in der Rheumatologie als effektive Massnahme seit mehreren Jahren propagiert. Falls die Ursache der Schmerzen bekannt ist, kann man natürlich auch auf Patientenebene bessere und wirksamere Massnahmen treffen.

Das beginnt schon mit der Gestaltung des Alltages, mit der Organisation zu Hause, um mögliche unförderliche Situationen zu entschärfen. Kenntnisse über die Krankheit können dem Patienten die Motivation geben, gegen die Symptome zu kämpfen und Korrekturmassnahmen einzuleiten, die die Lebensqualität fördern.

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Ein Patient mit Arthrose muss sich bewegen

Eine Arthrose ist noch lange kein Urteil für den Rollstuhl! Die Erkenntnis, dass Bewegung auch für arthrotische Gelenke gesund ist, hat sich auch in der breiten Bevölkerung etabliert. Viele Studien weisen nach, dass das Laufen sich positiv auf Knie- und Hüftgelenkschmerzen auswirkt. Auch die Beweglichkeit der betroffenen Gelenke wird durch ihre ständige Mobilisierung nachhaltig verbessert, wobei auch die Muskelkraft erhalten bleibt. Sportarten wie Laufen, Velofahren, Schwimmen sind zudem bekannt dafür, dass sie gelenkschonend sind und bis ins hohe Alter praktiziert werden können.

In letzter Zeit sind Studien bekannt geworden, die neben allgemeiner Bewegung Sportarten wie Tai-Chi oder Yoga im Falle von Knie- und Hüftarthrose ausdrücklich empfehlen. Bei diesen Sportarten werden auch Dehnungs- und Gleichgewichtsübungen durchgeführt, welche die allgemeine Beweglichkeit erhalten. Damit können Unfälle und Stürze bei älteren Personen verhindert werden.

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Spezifische Kräftigungsübungen helfen, Gelenke zu stabilisieren

Die Schmerzen bei Arthrose führen dazu, dass die betroffenen Patienten sich immer weniger bewegen oder unbewusst in Schonhaltungen verharren, welche zu einer Muskelatrophie führen können. Durch den Bewegungsmangel stellt sich bei den Patienten ein Muskelschwund ein. Es ist also durchaus sinnvoll, ein spezifisches Muskelaufbautraining durchzuführen, um die verlorene Muskulatur wiederzugewinnen und so auch das Gelenk wieder zu stabilisieren. Ein stabiles Gelenk mit einer straffen Führung durch eine starke Muskulatur ist nachweislich auch weniger schmerzhaft.

Kräftigungsübungen sollten jedoch immer durch fachkundige Trainer angeleitet werden, sonst läuft man Gefahr, dass man sich Muskelverletzungen zuzieht. Auch bei Patienten mit Fingergelenkarthrosen kann es hilfreich sein, wenn sie gewisse Übungen zwecks Erhalt der Fingerbeweglichkeit täglich durchführen. Auch in diesem Fall ist es nötig, dass man sich von einem fachkundigen Physiotherapeuten beraten lässt.

Wärme- oder Kältebehandlung bei Arthrose tut gut

Die Anwendung von Wärme oder Kälte im Bereich der Gelenke bei Arthrose ist bereits historisch belegt. Schon im antiken Rom waren die wohltuenden Eigenschaften von Wärme- und Kältebädern bekannt.

Durch gezielte Wärme- oder Kältebehandlungen kann man die Schmerzen bei Arthrose lindern und die Gelenkbeweglichkeit verbessern. Wie die Wärme oder die Kälte angewendet wird, ob mit Wärme- oder Kältepacks, mit Infrarot oder elektrisch, spielt an sich eine untergeordnete Rolle.

Mit der Wärme- und Kälteapplikation wird im Gewebe die Durchblutung stimuliert. Das scheint die Beweglichkeit und das Schmerzempfinden im Bereich der Gelenke günstig zu beeinflussen.

Auch wenn diese Art von Behandlung subjektiv als wohltuend empfunden wird, ist die medizinische Evidenz zur Wirksamkeit eher dürftig.

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Schon im antiken Rom waren die wohltuenden Eigenschaften von Wärme- und Kältebädern bekannt
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Gelenkorthesen oder Gehstützen können bei Arthrose helfen

Ohne Zweifel hilft Patienten, die an Knie- oder Hüftgelenkarthrose leiden, ein Gehstock oder Krücken. Durch die Entlastung der Gelenke können Patienten dann trotz der Arthrose noch beträchtliche Distanzen zurücklegen. Neben diesen Geräten sind in den letzten Jahren viele neue Stützapparaturen für die Gelenke erfunden worden. Diese Gelenkorthesen werden vor allem für die Kniegelenke angewendet und entlasten diese beim Gehen.

Auch für die Fingergelenke, zum Beispiel für das Daumengelenk, sind Orthesen erhältlich. Zur Unterstützung von Arthrosepatienten werden Orthesen selbstverständlich empfohlen. Als Orthesen im weiteren Sinn gelten auch speziell angefertigte Schuheinlagen, welche den Patienten helfen sollen, die Gelenke zu entlasten. Allerdings wird die Wirksamkeit solcher Schuheinlagen bei Arthrose heute in Zweifel gezogen.

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Akupunktur kann bei Arthrosesymptomen helfen

Der Nutzen der in der chinesischen Medizin weitverbreiteten Akupunktur für Patienten mit Arthrose wird oft diskutiert.

In der Tat ist es im wissenschaftlichen Kontext nicht einfach, für diese Methode objektiv eine Wirkung nachzuweisen, da die Placebobehandlung nicht so einfach wie bei einer Pillengabe realisiert werden kann.

Der Nutzen ist jedoch subjektiv wahrnehmbar, das heisst, die Patienten verspüren nach einer Akupunkturbehandlung offenbar eine Besserung der Symptome. Das zählt, auch wenn vielleicht die Wirkung nicht immer nachhaltig ist. Das Risiko bei einer solchen Behandlung ist klein, daher darf das Nutzen-Risiko-Verhältnis insgesamt als positiv für den einzelnen Patienten beurteilt werden.

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Gewichtsreduktion hat eine wesentliche schmerzlindernde Wirkung

Dass zu viel Gewicht zu einer frühzeitigen Arthrose und zu übermässigen Schmerzen führen kann, ist bekannt. Es dürfte also vollends nachvollziehbar sein, dass eine Reduktion des Gewichtes bei einer Kniearthrose womöglich zu einer Verbesserung der Symptome führt. Tatsächlich weisen Studien darauf hin, dass bereits eine kleine Reduktion des Körpergewichtes zu einem signifikanten Schmerzrückgang führt. Schon eine Gewichtsreduktion von 5 % kann bei Patienten mit Kniearthrose zu einer Schmerzreduktion von etwa 20 % führen.

Je grösser die Gewichtsreduktion, desto grösser auch die Schmerzabnahme. Bei stark übermässigem Körpergewicht werden sogar Massnahmen zur Verkleinerung des Magenvolumens empfohlen, um einigermassen in den Bereich des Sollgewichtes zu gelangen. Die Gewichtsreduktion lässt sich indes nicht erreichen, ohne auch Lebensgewohnheiten und Ernährung anzupassen. Die Verkleinerung der Mahlzeiten, weniger Fett und weniger Kohlenhydrate mit einer ausgewogenen Zufuhr von Eiweissen, Gemüse und Salat sind einige Massnahmen, die konkret ins Auge gefasst werden müssen, um das Ziel der Gewichtsreduktion nachhaltig zu erreichen.


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Massagen tun gut, helfen aber nicht gegen Arthrose

Die Massage fühlt sich zwar angenehm und entspannend an, aber hat sie auch eine nachhaltige Wirkung? Den Studien nach, die zu diesem Thema bekannt sind, scheint das Massieren der Muskulatur keinen Nutzen zu haben, weder für die Linderung der Schmerzen noch für den Verlauf der Arthrose. Die Massage wird deshalb bei Arthrose nicht empfohlen, auch wenn der Patient anderweitig davon profitiert.

Manuelle Therapien sowie die passive Mobilisierung von Gelenken werden im Rahmen von Bewegungstherapien angewendet. Der Nutzen einer manuellen Therapie alleine ist zweifelhaft, vor allem wenn sie nicht mit einer aktiven Bewegung und Kräftigung der Muskulatur kombiniert wird. Es braucht also immer die Mitarbeit des Patienten in Form von aktiver Bewegung, um einen Nutzen aus einer manuellen Therapie zu ziehen.

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TENS hilft anscheinend nicht gegen Arthroseschmerzen

TENS steht für den Begriff transkutane elektrische Nerven-Stimulation und wird heute für die Behandlung von Schmerzen angeboten. Mit einem kleinen, meistens batteriebetriebenen Pulsgeber wird durch auf der Haut angebrachte Elektroden Strom unter die Haut geführt, dabei werden Nerven oder auch Muskeln stimuliert.

Die Idee, die dahintersteckt, ist, dass man mit dem durch die Haut fliessenden Strom die sensiblen Nervenendigungen im schmerzenden Gebiet so stimuliert, dass sie nach der Behandlung keine oder weniger Schmerzimpulse weiterleiten. Die wissenschaftlichen Ergebnisse für die Behandlung von Arthroseschmerzen mit TENS sind wenig überzeugend, sodass diese Methode zur Behandlung der Arthrose nicht empfohlen wird.

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Radiofrequenztherapie bei Arthrose?

Mit der Radiofrequenztherapie wird Strom mit einer feinen Nadel im Bereich der Nerven der Haut appliziert. Durch die Strompulse erhöht sich die Temperatur im Gewebe dermassen, dass dabei die schmerzleitenden Nerven beschädigt und keine Schmerzimpulse mehr weitergeleitet werden. Die Methode wird unter medizinischer Aufsicht vor allem bei schmerzhaften Wirbelsäulenleiden angewendet.

Bei anderen Schmerzen wie Knie- oder Hüftgelenkarthrose gibt es Evidenz, dass möglicherweise Patienten nach der Ablation (= Zerstörung) der Nervenafferenzen für eine bestimmte Zeit weniger Schmerzen haben. Bei der Massnahme müssen, wie bei jeder Therapie, aber auch die Risiken der Behandlung sorgfältig abgewogen werden, da mit den Nadeln relativ tief in das Gewebe eingestochen wird.