Erektionsstörungen beim Mann können in jedem Alter auftreten, aber gehäuft ab dem 40. Lebensjahr. Die Ursachen von Erektionsstörungen können vielfältig und überlagert sein, das heisst, dass mehrere Faktoren gleichzeitig bei einem Individuum vorhanden sein können, welche sich ursächlich mit einer Erektionsstörung in Verbindung bringen lassen. Viele Faktoren wirken per se nicht direkt auf die Erektion, sondern verursachen Krankheiten, die indirekt die Erektion beeinflussen können.
Es handelt sich hierbei häufig um Faktoren, die mit dem Lebensstil zusammenhängen, wie die Ernährung und den Alkohol- und Drogenkonsum, die dann sekundär vor allem Gefässkrankheiten (Arteriosklerose) auslösen, welche die Erektionsfähigkeit physisch verunmöglichen, weil die Blutgefässe, die das Blut in den Schwellkörper führen, nicht mehr richtig funktionieren. Neben den rein physikalischen Ursachen gibt es auch eine ganze Reihe von nicht physikalischen Ursachen, wie die emotionale Komponente, welche die Erektionsfähigkeit mindern kann. Auf der emotionalen Seite liegen alle die psychischen Faktoren, wie Stress, Angstzustände oder Depressionen, welche gleichfalls die Erektionsfähigkeit reduzieren oder sogar verunmöglichen.
Einblicke
Ernährung als langfristiger Risikofaktor für Erektionsstörungen
Eine ungesunde Ernährung mit zu vielen Kalorien, zudem vielleicht noch unausgewogen im Fett- und Kohlenhydratgehalt, kann über die Jahre zur Entwicklung von Fettleibigkeit führen.
Eine übermässige Kalorienzufuhr in Form von Kohlenhydraten und Fetten führt zur Speicherung von Fett in Leber- und Fettgewebe sowie zu einer permanenten Erhöhung der Blutfettwerte. Zu hohe Blutfettwerte führen dann mit der Zeit zur Ablagerung dieser überschüssigen Fette in den Blutgefässwänden (Arteriosklerose).
Dieser Prozess dauert Jahrzehnte und ist schlussendlich nicht
mehr rückgängig zu machen. Durch die Verengung der Blutgefässe (Arteriosklerose), die zu den Schwellkörpern des Penis führen, wird somit die Erektion physikalisch behindert. Nebst diesen Gefässen leiden auch die Herzkranzgefässe unter der Arteriosklerose – ein klinisches Bild, welches dann leicht auch die Ursache von Herzinfarkten ist.
Sich bereits in jungen Jahren gesund ernähren, mit wenig tierischen Fetten und einer angepassten Kohlenhydrat- und Eiweisszufuhr, ist die beste Prävention und gleichzeitig auch Therapie der Arteriosklerose und deren Folgen (Erektionsstörungen).
Alkohol hemmt die Erektion
Obwohl Genussalkohol in Bier, Wein und Schnaps eine gesellschaftlich akzeptierte Droge ist, muss doch auch vor deren negativen Wirkungen gewarnt werden. In niedrigen Dosierungen kann Alkohol stimulierend und enthemmend auf die Psyche wirken und somit vielleicht auch einen positiven Effekt auf die Erektion haben.
Aber bereits wenig mehr Alkohol hat den gegenteiligen Effekt: Er
hat eine zentrale depressive Wirkung auf die neuronale Aktivität und somit auch einen negativen Einfluss auf die Erektion. Zudem senkt Alkohol die Testosteronsynthese.
Ein regelmässiger Konsum von Alkohol in mittleren Mengen kann zudem auch die Entwicklung von depressiven Zuständen fördern, was sich wiederum negativ auf die Erektionsfähigkeit auswirkt.
Rauchen hemmt die Erektion
Rauchen ist bekanntlich ungesund. Mit dem Zigarettenrauch wird eine Vielzahl von Stoffen inhaliert, die in verschiedener Hinsicht schädlich sind. Bekannt ist, dass sich die im Rauch enthaltenen Teerstoffe in den unteren Atemwegen und Lungenbläschen niederlassen und dort den Gasaustauschprozess nachhaltig beeinträchtigen. Das senkt generell die Leistungsfähigkeit beim Raucher. Das Nikotin, welches über den Rauch inhaliert wird, gelangt über das Blut überall in den Körper.
Im Zentralnervensystem verursacht das Nikotin die typischen Abhängigkeitssymptome. Nikotin bewirkt aber auch eine
Blutgefässverengung, vor allem in den peripheren Organen. Typisch bei Rauchern sind kalte Finger oder Zehen, ein Zeichen dafür, dass die Gefässe permanent verengt sind.
Diese Verengung der Blutgefässe trifft auch die zu den Schwellkörpern führenden Arterien, die dann für eine erfolgreiche Erektion zu wenig Blut transportieren können. Dieser Effekt von Nikotin in den peripheren Blutgefässen wird hinfällig nach dem Rauchstopp.
Da der Prozess reversibel ist, lohnt es sich auch im Hinblick auf die Erektion, mit dem Rauchen aufzuhören.
Marihuana (Cannabis) hemmt die Erektion
Marihuana bzw. Cannabis enthält Tetrahydrocannabinol (THC), welches ein psychoaktiver Wirkstoff ist. Obwohl häufig verharmlost, hat das THC einen zentral beruhigenden Effekt mit weitreichenden Folgen. Unter anderem wird durch Cannabis die zentrale Ausschüttung von Dopamin gehemmt, welche prägend für das sexuelle Verhalten ist. Auch bekannt ist, dass THC das Prolaktin ansteigen lässt und die Testosteronwerte reduziert.
Aus diesem Grund kann unter Umständen mit Cannabis der Sexualtrieb leiden. Möglich ist, dass sich durch das erhöhte Prolaktin beim Mann Brüste entwickeln (Gynäkomastie).
Regelmässiger Cannabis-Konsum kann über einen zentralen Mechanismus und die Testosteron-Reduktion die Erektionsfähigkeit negativ beeinflussen. Beschrieben sind bei regelmässigen Cannabis-Konsumenten auch ein einsetzendes Desinteresse für den Sex, ähnlich wie beim übermässigen Alkoholkonsum.
Depressive Stimmungen, die bei häufigem Cannabis-Konsum auftreten, können wie bei übermässigem Alkoholkonsum verstärkt werden, sodass auch diese Komponente die Erektionsunfähigkeit begünstigt.
Diabetes hemmt die Erektion
Zu hoher Blutzucker, bedingt durch eine einseitige und zu kohlenhydratreiche Ernährung, führt zu Fettleibigkeit, hohen Blutfettwerten und mit der Zeit zur Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 (Blutzuckerkrankheit).
Die überschüssigen Kalorien in Form von Zuckern werden in unserem Körper in Form von Fett gespeichert. Falls der Blutzucker dauerhaft zu hoch ist, führt das zu einer Veränderung der Blutgefässe und zu deren Innervation.
Da die Erektion massgeblich an die nervale Funktion im Bereich
der Penisdurchblutung gebunden ist, treten bei Diabetes mitunter auch Probleme bei der Erektion auf. Kapillaren werden funktionsmässig durch den zu hohen Blutzucker beeinträchtigt, sodass eine Füllung der Schwellkörper nicht mehr möglich ist.
Eine rechtzeitige Kontrolle des Blutzuckers ist deshalb absolut notwendig, um irreversible Schäden zu verhindern. Dies geschieht am besten zusammen mit einer entsprechenden Umstellung der Essensgewohnheiten und mit einer starken Reduktion der Kohlenhydratzufuhr.
Hypothyreose hemmt die Erektion
Störungen bei der Bildung der Schilddrüsenhormone können sich negativ auf die erektile Funktion auswirken. Vor allem die Hypothyreose steht im Verdacht, besonders häufig erektile Dysfunktionen auszulösen.
Der Zusammenhang zwischen erektilen Störungen und Mangel an Schilddrüsenhormonen ist noch nicht restlos aufgeklärt. Da aber die Schilddrüsenhormone sehr wichtig für die Synthesefähigkeit der Zellen sind und somit auch für die Synthese von allerlei Hormonen im Körper, ist es gut vorstellbar, dass bei Hypothyreose
auch die Synthese von Testosteron und den darüber gelagerten Kontrollhormonen (FSH und LH) beeinträchtigt ist.
Patienten, die an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden, weisen häufig auch depressive Zustände auf, weshalb auch eine zentrale Komponente für die erektile Unterfunktion infrage käme.
Eine Schilddrüsenunterfunktion ist einfach mit der Supplementation des fehlenden Schilddrüsenhormons (Levothyroxin) zu behandeln. Damit werden auch die Erektionsstörungen behandelt.
Physischer und psychischer Stress hemmen die Erektion
Unter physischem Stress versteht man die vielfältigen physikalischen Stressfaktoren, welche auf unseren Organismus über längere Zeit einwirken können. Darunter kann man übermässige Sportaktivitäten zählen, aber auch ständigen Lärm, Schlafmangel, körperlich strenge Arbeiten oder chronischen Schmerz. Zu den psychischen Stressoren gehören alle Situationen in der Arbeitswelt und im Privatleben, welche Angstzustände auslösen können. Die Empfindung von Stress ist eine ganz persönliche Sache, so können grosse individuelle Unterschiede bestehen.
Alle Stressoren, ob physikalischer oder psychischer Natur, lösen in uns vegetative (also unkontrollierbare) Reaktionen aus. Bei Stress steigen in unserem Organismus das Adrenalin und das Cortisol (Stresshormone) an. Der Puls und die Atmungsfrequenz werden
schneller, die Muskeln verspannen sich, es kommt zu Magen-Darm-Störungen, man ist nervös und kann unter Schlafstörungen leiden. Die Stressoren können unter Umständen unsere Gedanken so weit beeinflussen, dass die schönen Seiten des Lebens nicht mehr genossen werden (Tunnelblick). Da die Erektion grundsätzlich auch ein neuraler Prozess ist und primär vom zentralen Nervensystem gesteuert wird, wundert es nicht, dass bei Stress im Allgemeinen auch die Erektion leidet.
Sich von den Stressoren zu befreien oder deren Effekte zu reduzieren ist nicht einfach, weil sich vieles im Unterbewusstsein abspielt. Es ist also wichtig, zuerst einmal die Stressoren zu erkennen, um die schädlichen Situationen dann zu entschärfen.
Erfahrungsgemäss kann neben einer Psychotherapie auch eine sportliche Tätigkeit helfen, den Stress abzubauen.
Prostata-Operation kann die Erektion blockieren
Die Nerven in den Blutgefässen zu den Schwellkörpern des Penis verlaufen im Bereich der Prostata. Bei einer Entfernung der Prostata infolge eines Tumors können diese Nerven beschädigt werden. Die Folge davon ist, dass nach der Operation eine Erektion nicht mehr möglich ist, weil die neurale Leitung unterbrochen wurde.
Bis zu einem gewissen Grad können sich aber periphere Nerven regenerieren, sodass eine gewisse Erektionsfähigkeit nach einer Prostatektomie wiederhergestellt werden kann. Nach einer Operation an der Prostata sollte so auch die verbleibende Erektionsfähigkeit mit einem spezifischen Training gefördert werden.
Multiple Sklerose kann die Erektion hemmen
Die multiple Sklerose ist eine Autoimmunkrankheit, bei der das Immunsystem die Nerven angreift und zerstört. Dies betrifft die äusserste Isolationsschicht der Nerven, was bedeutet, dass die Nervenimpulse über weite Strecken nicht mehr weitergeleitet
werden. Falls die zu den Penisgefässen führenden Nerven zerstört werden, kann eine zentrale Erregung in der Peripherie nicht mehr übertragen werden. Die Folge davon ist dann eine fehlende oder ungenügende Erektion.
Medikamente hemmen die Erektion
Viele Medikamente haben direkt oder indirekt einen Einfluss auf die Erektion. Angriffspunkte der Medikamente sind etwa in der Durchblutung zu sehen oder ganz einfach auf einen zentralen neuronalen Effekt zurückzuführen.
Blutdruckmedikamente hemmen die Erektion
Medikamente, welche zur Kontrolle eines zu hohen Blutdruckes verwendet werden (z. B. Diuretika oder Betablocker), haben als bekannte Nebenwirkung die Hemmung der Erektion, weil sie den gesamten Blutdruck reduzieren, indem sie die Blutgefässe erweitern. Ein erhöhter Blutdruck über Jahre hinweg schädigt zudem die Arterien, welche dann härter werden (in Zusammenhang mit der Arteriosklerose); so werden im Allgemeinen die Funktion der Blutgefässe beeinträchtigt und der Blutfluss vermindert. Ein erhöhter Blutdruck muss nicht immer sofort mit Medikamenten behandelt werden. Oft reichen eine Anpassung der Ernährung und etwas mehr Bewegung, um den erhöhten Blutdruck zu senken. Erst wenn der Blutdruck mit diesen Massnahmen nicht genügend kontrolliert werden kann, muss man zu Medikamenten greifen.
Antidepressiva hemmen die Erektion
Eine weitere wichtige Gruppe von Medikamenten, welche
bekanntlich Erektionsstörungen verursacht, sind die Antidepressiva. Antidepressiva wirken zentral und verändern auch die Aktivität von Neuronenverbänden. Insofern können auch die zentralen Mechanismen, welche für die Motivation zuständig sind, lahmgelegt werden. Dadurch fehlt der zentrale Impuls für die Auslösung einer Erektion.
Antihistaminika hemmen die Erektion
Antihistaminika, egal ob sie gegen eine Reisekrankheit oder wegen sauren Aufstossens angewendet werden, können ebenfalls Erektionsstörungen verursachen. Viele dieser Wirkstoffe sind auch zentral wirksam und haben offenbar auch einen negativen Einfluss auf die Erektionsfähigkeit, weil sie zudem die Wirksamkeit von Testosteron herabsetzen.
Nicht steroidale Entzündungshemmer und Muskelrelaxantien hemmen die Erektion
Die gewöhnlichen Entzündungshemmer wie Naproxen, Aspirin oder Indomethacin und Muskelrelaxantien wirken über einen peripheren Mechanismus auf die Gefässmuskulatur und stören somit den Erektionsprozess. Falls Entzündungsprozesse mit oralen Mitteln über eine längere Zeit behandelt werden, muss diese mögliche Nebenwirkung berücksichtigt werden.