Biologische Hintergründe der Scheidentrockenheit
Nicht selten machen sich die Symptome der Wechseljahre auch im Genitalbereich bemerkbar. Durch das Absinken des Östrogenspiegels findet eine Rückbildung der Scheidenschleimhaut statt. Die Schleimhaut wird dünner, ist weniger gut durchblutet und auch weniger gut geschmiert. In einem gesunden Vaginalbereich geben Zellen (Parabasalzellen) an die Vaginalschleimhaut Zucker (Glykogen) ab, der von natürlich vorkommenden Milchsäurebakterien (= Laktobazillen) zu Milchsäure (Laktat) umgewandelt wird. Die Milchsäure sorgt für ein saures
Scheidenmilieu, in dem viele Krankheitserreger nicht überleben können. Die nützliche Zusammenarbeit von Schleimhaut und Milchsäurebakterien innerhalb der Scheide kommt durch den Östrogenmangel allerdings zum Erliegen.
Das sonst natürliche, saure Milieu in der Scheide wird neutral, also weniger sauer, so dass auch in Zusammenhang mit der Schleimhautrückbildung die Infektionsanfälligkeit in der Scheide zunimmt. Häufig treten während der Wechseljahre und danach Scheidentrockenheit und -infektionen vermehrt auf.
Ursachen der Scheidentrockenheit
Scheidentrockenheit macht sich durch ein juckendes oder brennendes Gefühl in der Scheide bemerkbar. Häufig kommen beim Geschlechtsverkehr starke Schmerzen hinzu, die den Akt nahezu unmöglich machen können. Scheidentrockenheit kann allein oder zusammen mit anderen Beschwerden, zum Beispiel mit Wechseljahresbeschwerden, auftreten. Nicht selten kommt es in diesem Zusammenhang auch zu Infektionen innerhalb der Scheide, die auf jeden Fall behandelt werden müssen. Generell kann Scheidentrockenheit folgende Ursachen haben:
- Hormonell bedingte Ursachen:
Hormonschwankungen, Wechseljahre, Schwangerschaft, Einnahme von Medikamenten wie Kontrazeptiva (= Pille) oder Antihistaminika, Entnahme der Eierstöcke
- Psychisch bedingte Ursachen:
Traumatisierende Erfahrungen wie sexueller Missbrauch, Partnerschaftsprobleme, Stress, Ängste - Weitere physische Ursachen:
Nikotinkonsum bzw. -missbrauch, Alkoholkonsum bzw. -missbrauch, Diabetes, Bluthochdruck, Strahlentherapie im Rahmen einer Krebsbehandlung, Infektionen im Vaginalbereich
Das Problem der Scheidentrockenheit darf indessen nicht kleingeredet werden, da praktisch jede zweite Frau ab dem 45. Lebensjahr darunter leidet. Die Dunkelziffer dürfte aber noch höher sein, da sich aus falscher Scham viele Frauen nicht trauen, über ihre Scheidentrockenheit zu sprechen, geschweige denn nach einer praktischen Lösung zu suchen.
Scheidentrockenheit auch bei jungen Frauen
Scheidentrockenheit ist nicht nur ein Problem der reifen Frau.
Es gibt Situationen ausserhalb der Menopause, zum Beispiel in der präpubertären Phase der Frau oder nach einer Geburt, in denen Scheidentrockenheit als Folge natürlicher Östrogenschwankungen ebenfalls auftreten kann. In solchen Fällen sind Medikamente mit Östrogenen nicht unbedingt erwünscht.
Auch während der Verwendung der Pille sowie im Verlauf von Chemotherapien und Bestrahlungen oder bei frühzeitiger Entfernung der Eierstöcke bei jüngeren Frauen kann es zu Scheidentrockenheit kommen. In solchen Situationen kommt die Östrogensubstitution nur selten als Therapie der ersten Wahl infrage, da es wirksame, nur lokal angewendete Behandlungsalternativen zur Linderung der Scheidentrockenheit gibt.