Häufigkeit von Arthrose
Kniearthrose
Kniearthrose äussert sich durch Schmerzen im Knie. Anders als früher geglaubt, entreseh die Schmerzen nicht im Knorpel, sontern in anderen, benachbarten Weichteilgeweben. Man weiss, dass diese Schmerzen entzündlicher Natur sind. Lokale Entzündungshemmer eignen sich somit gut für die Behandlung von Arthroseschmerzen, da sie die Entzündung in Weichtwilgewebe bekämpfen, ohne schwere Neben wirkungen hervorzurufen.
Arthrose ist eine Volkskrankheit. Zirka 8 % der Bevölkerung der westlichen Länder leiden unter den Symptomen der Arthrose, welche meistens die tragenden Gelenke wie Knie, Hüfte und Wirbelsäule betrifft. In der Schweiz leiden über 600‘000 Patienten an Arthroseschmerzen, Tendenz steigend.
Eine der am häufigsten vorkommenden Arthrosen ist die Kniearthrose. Patienten über 60 Jahre sind besonders davon betroffen: In der Tat trifft es ab diesem Alter jeden Zweiten. Durch die Überalterung der Bevölkerung der westlichen Länder wird das Problem der Arthrose noch an Gewicht zunehmen. Die Kosten, welche durch die Arthrose verursacht werden, sind enorm.
Arthrose: Der Teufelskreis der Schmerzen
Die Entstehung der Arthroseschmerzen ist schleichend. Diese treten mit der Zeit immer stärker in Erscheinung und beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen sehr stark. Normale physische Aktivität, wie regelmässige sportliche Betätigung, können für den einzelnen Patienten verunmöglicht werden.
Der damit verbundene Verzicht auf eine gesunde Bewegung führt bei den betroffenen Arthrosepatienten zu einem Teufelskreis, aus dem sie nicht mehr selber herauskommen und der bis zur Invalidität führen kann.
Der Teufelskreis kann grundsätzlich nur durch eine wirksame Bekämpfung der Schmerzen erfolgreich durchbrochen werden. Dazu gehört aber nicht nur eine medikamentöse Behandlung, sondern es sind auch nicht-medikamentöse Massnahmen nötig, die für jeden Patienten anwendbar sind. Regelmässige, moderate sportliche Aktivität und eine konsequente Kontrolle des Körpergewichts gehören dazu.
Einblicke
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Ursache der Arthrose
Die Arthrose ist definitionsgemäss eine degenerative Krankheit des Knorpels. Beim Arthroseprozess wird laut Definition im Laufe der Jahre der Knorpel abgebaut, bis am Schluss von diesem nichts mehr übrig bleibt und so Knochen auf Knochen zu stehen kommen. Der Prozess wird von chronischen Schmerzen begleitet.
Arthrose ist eine komplexe Krankheit
Diese vereinfachte Sicht der Dinge ist heute nicht mehr vertretbar. Sie entspricht nicht der Realität, denn Patienten können sehr starke Schmerzen haben, jedoch keine nennenswerte Abnutzung des Knorpels aufweisen, was auf dem Röntgenbild sichtbar ist. Andererseits kann eine sehr starke Abnutzung des Knorpels auf dem Röntgenbild zu sehen sein, während nur geringe bis gar keine Schmerzen auftreten.
Die Definition der Arthrose muss aufgrund der neuen Erkenntnisse heute revidiert werden.Die eigentliche Ursache bzw. der Auslöser des Arthroseprozesses ist nicht einheitlich und auch nicht restlos geklärt. Eine bestimmte genetische Prädisposition scheint wichtig für die frühzeitige Entwicklung von Arthrose zu sein, während die Überbeanspruchung von Gelenken ebenfalls als Faktor für einen beschleunigten Arthroseprozess angesehen wird.
Eine Überbeanspruchung der Knie- oder Hüftgelenke wird beispielsweise durch ein übermässiges Körpergewicht relativ schnell erreicht. Wer jeden Tag 10 bis 15 kg zusätzlich mit sich herumschleppt, belastet vor allem die tragenden Gelenke wie Knie- und Hüftgelenke, aber auch die Wirbelsäule. Dass mit dieser mechanischen Überbelastung ein bereits begonnener Arthroseprozess beschleunigt wird, liegt auf der Hand und ist wissenschaftlich auch nachgewiesen.
Extreme Fehlstellungen, vor allem der Beine (X- oder O-Beine), oder ehemalige, ungenügend behandelte Sportverletzungen an Gelenken (Bänderrisse oder Bänderdehnungen) werden heute verdächtigt, eine frühzeitige Arthrose auszulösen. Deshalb ist es ratsam, bei Verletzungen in jedem Fall einen Arzt aufzusuchen, um mögliche Spätfolgen an den Gelenken zu verhindern. Es gibt sicher mehrere mögliche Ursachen, welche zur Entwicklung einer frühzeitigen Arthrose führen, aber nicht alle unterliegen unserer Kontrolle, wie beispielsweise eine gewisse genetische Prädisposition. Übergewicht oder medizinische Abklärungen im Falle eines Unfalles liegen hingegen sehr wohl in unserem Einflussbereich.
Entstehung der Arthrose
Unsere Gelenke bestehen jeweils aus zwei Knochenenden, welche getrennt durch je eine Knorpelschicht miteinander Kontakt aufnehmen. Die Knochenenden mit den Knorpelschichten werden von einer Kapsel aus Bindegewebe umgeben (die Gelenkkapsel), welche das Gelenk vom Rest des umliegenden Gewebes abgrenzt.
Die Gelenkkapsel schliesst nicht nur das Gelenk ab, sondern sie verfügt auch über eine innere Zellschicht (die Synovialmembran), die eine zähe Flüssigkeit produziert (die Synovialflüssigkeit oder Gelenkschmiere), welche die Knorpeloberflächen überzieht und das Gleiten der Gelenkoberflächen wesentlich erleichtert.
Wäre diese Synovialflüssigkeit nicht da, würden die auf den Knorpelflächen entstehenden Reibungskräfte den Knorpel sehr schnell abnutzen. Im Verlauf eines Arthroseprozesses verändert sich die Beschaffenheit der Synovialflüssigkeit derart, dass sich ihre Schmiereigenschaften reduzieren.
Die Synovialflüssigkeit verliert ihre Viskosität, wird dünnflüssiger und verliert ihre ursprüngliche Funktion der Oberflächenschmierung. Dadurch nehmen die Reibungskräfte auf den Knorpeloberflächen exponentiell zu, so dass die Abnutzung im Knorpelgewebe beschleunigt wird.
Knorpelgewebe regeneriert sich nur langsam
Das Knorpelgewebe, welches die Kontaktflächen im Gelenk ausmacht, ist ein sehr spezielles Gewebe. Anders als andere Gewebe unseres Körpers enthält das Knorpelgewebe keine Blutgefässe und keine Nerven. Darüber hinaus ist der Anteil der Zellen im Verhältnis zum Volumen des Gewebes sehr gering.
Das hat erstens zur Folge, dass eine Verletzung im Knorpel, zum Beispiel nach einem Sportunfall, alleine keine Schmerzen verursacht (und somit auch nicht zu einer schützenden Schonhaltung zwingt). Zweitens folgt daraus, dass jeder Reparaturprozess im Knorpel, durch die begrenzte Zufuhr von Nährstoffen (keine direkte Durchblutung des Gewebes) und die relative Zellarmut, lange dauert.
Das Knorpelgewebe wird für seine Regeneration und Reparatur im Schadensfall somit indirekt über andere Gewebe mit Nährstoffen versorgt. Dieser träge Transportprozess und die Tatsache, dass das Knorpelgewebe mit wenigen Zellen durchsetzt ist, erschwert und verlangsamt jeden Reparaturprozess zusätzlich.
Reparaturprozesse hinken den Abnutzungsprozessen im Knorpel hinterher
Das Knorpelgewebe ist aufgrund seiner Natur ein für Verletzungen sehr anfälliges Gewebe. Auch schon kleinere Schäden im Gewebe, die man darüber hinaus auch nicht als schmerzhaft empfindet, können das Gleichgewicht im Knorpelgewebe leicht aus dem Lot bringen, weil die Reparaturprozesse im Knorpel jeweils den Abnutzungsprozessen hinterherhinken. So kann beispielsweise eine Arthrose entstehen. Durch ein übermässiges Körpergewicht, welches das Knorpelgewebe zusätzlich belastet, wird der Abnutzungsprozess zusätzlich beschleunigt.
Knorpelgewebe
Kollagengerüst
Stossdämpfende Eigenschaft
Das Knorpelgewebe ist weder direkt innerviert noch durchblutet. Es enthält im Verhältnis zu seinem Volumen relativ wenig Zellen.
Das Knorpelgewebe wird über die Blutgefässe der Synovialmembran und des Knochens mit Nährstoffen versorgt.
Die Synovialmembran produziert die Synovialflüssigkeit (= Gelenkschmiere), welche auch den Knorpel mit Nährstoffen versorgt.
Wenige Zellen im Knorpelgewebe und die Abhängigkeit von anderen Geweben machen den Knorpel anfällig für eine Abnutzung.
Das Kollagengerüst hält das Knorpelgewebe zusammen und gibt ihm seine Straffheit. Zwischen den Kollagenfasern sind die Glykosaminoglykane (Proteoglykane), welche das Wasser im Gewebe gebunden halten.
Die blau markierten Chondroitinsulfatmoleküle halten ebenfalls Wasser im Gewebe zurück. Der hohe Wassergehalt des Knorpels gibt dem Gewebe seine typische Elastizität.
Die stossdämpfende Eigenschaft des Knorpels beruht auf seinem hohen Wassergehalt. Durch Verlagerung des Gewichtes auf die Gelenke, wie z. B. beim Laufen, erzeugt der wechselnde Druck auf den Knorpel eine Verlagerung des Wassers innerhalb des Gewebes.
Diese Verlagerung des Wassers ist auch wichtig für die Aufrechterhaltung der Funktion der Knorpelzellen, weil damit Nährstoffe mit benachbarten Geweben ausgetauscht werden.
Arthrose und Entzündung
Entzündungsprozess
Für den Patienten verheerend ist, dass der Abnutzungsprozess im Knorpel nicht wahrgenommen wird, weil der Knorpel über keine sensiblen Nervenfasern verfügt. Der Abnutzungsprozess im Knorpel ruft eine lokale Entzündungsreaktion im Gewebe hervor. Diese Entzündungsreaktion ist Teil des Reparaturprozesses im Knorpel. Solange dieser Entzündungs- und Reparaturprozess auf das Knorpelgewebe limitiert ist, verspürt der Patient auch keine Schmerzen.
Erst wenn Entzündungsprozesse in anderen Weichteilgeweben um das Gelenk entstehen, wird der Patient Schmerzen verspüren, da diese Gewebe mit sensiblen Nerven versehen sind.
Wie es im Verlauf einer Arthrose zu diesen Entzündungen in den Weichteilgeweben kommt, ist nicht restlos geklärt. Man nimmt aber an, dass Entzündungsmediatoren, welche im Knorpel im Verlauf der Reparaturprozesse freigegeben werden, andere Gewebe in Mitleidenschaft ziehen und dort dann Entzündungen auslösen.
Weichteile sind bei Arthrose entzündet
Typischerweise finden sich bei der Arthrose entzündete Weichteilgewebe im und um das Gelenk: Die Gelenkkapsel, Sehnen und Muskeln, Bänder aber auch der Knochen und die Knochenhaut sind von diesen Entzündungsprozessen betroffen. Diese Weichteilgewebe sind sehr gut durchblutet und mit Nerven versehen.. Letzteres ist schlussendlich für die Schmerzwahrnehmung bei der Arthrose wichtig, da die entzündeten Weichteilgewebe meistens die Ursache für die Schmerzen bei Arthrosepatienten sind. Bedingt durch die Lage der entzündeten Gewebe schmerzt Arthrose deshalb nicht tief im Gelenk, sondern meistens eher oberflächlich, da Bänder, Muskeln, Sehnen und vor allem die Gelenkkapsel direkt unter der Haut liegen. Diese Kenntnis der Tatsachen bei Arthroseschmerzen ist nicht nur wichtig für das Verständnis der Krankheit, sondern auch entscheidend für die Wahl der Therapie. Nicht immer ist es notwendig, bei Arthroseschmerzen Schmerzmittel zu schlucken, die darüber hinaus auch noch schwere Nebenwirkungen hervorrufen oder mit anderen Medikamenten interagieren können. Patienten, welche bereits mehrere Medikamente oral einnehmen, müssen besonders darauf achten, welche Therapie sie zur Bekämpfung der Arthroseschmerzen wählen.
Therapie der Arthrose
Therapie
Arthroseschmerzen sind Schmerzen mit einer prominenten lokalen entzündlichen Komponente. Das heisst, dass die Ursache der Schmerzen das entzündete Weichteilgewebe ist. Die Schmerzen bei Arthrose werden durch wiederholte Entzündungen der Weichteilgewebe um das Gelenk verursacht. Gelenkkapsel, Sehnen, Muskeln und Bänder können infolge des Arthroseprozesses entzündet und schmerzhaft sein. Da diese Gewebe meistens direkt unter der Haut liegen, sind diese mit lokal applizierten Entzündungshemmern einfach zu erreichen.
Lokale Entzündungshemmer
Lokale Entzündungshemmer in Form von Gels oder Pflastern sind deshalb ideal für die Behandlung von Arthroseschmerzen. Der Wirkstoff in den Gels oder im Pflaster [Link Flector] dringt durch die Haut und erreicht die schmerzhaften Gewebe, so dass nach wenigen Stunden die Schmerzen markant zurückgehen. Lokale Entzündungshemmer wie Gels oder Pflaster sind auch interessant, weil die Aufnahme des Wirkstoffes ins Blut sehr gering ist, so dass keine Interaktionen mit bereits oral eingenommenen Medikamenten entstehen.
Dass lokale Entzündungshemmer geeignet für die Behandlung der Arthroseschmerzen sind, weisen im Übrigen alle internationalen Leitlinien zur Behandlung der Arthrose nach. Lokale Entzündungshemmer sollten, wo immer möglich, vor oralen Entzündungshemmern als mögliche Therapie ins Auge gefasst werden, weil sie bekanntlich weniger Nebenwirkungen haben, insbesondere auf den Magen-Darm-Trakt.
Bewegung und Gewichtskontrolle reduzieren Arthroseschmerzen
Schmerzen bei Arthrose können nicht nur mit medikamentösen Massnahmen behandelt werden. Nicht-medikamentöse Massnahmen sind genauso wichtig. Als erwiesen gilt, dass regelmässige physische Aktivität (auch sportliche Aktivität) hilfreich ist, um Arthroseschmerzen zu bekämpfen.
Durch physische Aktivität werden nicht nur Muskeln, Sehnen und Bänder in Schwung gehalten, sondern auch das Knorpelgewebe einer natürlichen Belastung ausgesetzt, welche die physiologischen Prozesse im Knorpelgewebe aufrechterhält.
Falls Arthrosepatienten zusätzlich übergewichtig sind, sollte auf eine Gewichtsreduktion hingearbeitet werden. Das Köpergewicht lastet vor allem auf den tragenden Gelenken, insbesondere auf Knie und Hüfte, aber auch auf der gesamten Wirbelsäule. Schon eine leichte Gewichtsreduktion von lediglich 5 % führt zu einer geringeren Belastung der Gelenke und so auch zu einer signifikanten Reduktion der Schmerzen. Schon mit ganz einfachen und günstigen Massnahmen, wie einer moderaten Bewegung und einer konsequenten Gewichtskontrolle, kann man sehr viel gegen die Arthroseschmerzen tun.
Sport und Arthrose
Sport
Dass Bewegung für den Arthrosepatienten eine sinnvolle und nützliche therapeutische Option gegen die Schmerzen ist, dürfte heute als allgemein akzeptiert gelten. Bewegung im Sinne einer sportlichen Betätigung ist somit auch eine Medizin, die bewusst dosiert werden sollte. Für Arthrosepatienten gelten dieselben Regeln des Trainings wie für jüngere Individuen. Allerdings müssen Patienten mit Arthrose, bedingt durch ihr Alter, entsprechende Vorkehrungen treffen, um sich keinen Gesundheitsrisiken auszusetzen.
Falls jemand sich noch nie zuvor sportlich betätigt hat, sollte auf alle Fälle zuerst ein Gesundheitscheck durchgeführt werden, bei dem die Risiken einer sportlichen Betätigung individuell abgeschätzt werden. Jeder Allgemeinarzt ist zu einer solchen Risikoanalyse befähigt und sollte individuell beratend zur Seite stehen.
In der Regel werden neben Laufen, Wandern, Radfahren oder Schwimmen auch koordinative Gymnastikübungen sowie Kraftübungen für spezifische Muskeln empfohlen. Kräftigungsübungen von spezifisch geschwächten Muskeln um die Gelenke helfen ebenfalls, die Schmerzen zu reduzieren.
Die Dauer und Intensität der Übungen müssen dem Alter der Patienten angepasst sein. Überlange Trainingseinheiten (3–4 Stunden und mehr) sowie extreme Trainingsintensitäten, bei denen die Herzschlagfrequenz in der Nähe des theoretischen Maximalpulses l (der Maximalpuls wird mit der Formel „220 abzüglich das Alters des Patienten“ errechnet) getrieben wird, sollten auf alle Fälle tunlichst vermieden werden.
Sport als Mittel zum Abnehmen bei Arthrosepatienten?
Da Essen heute grundsätzlich nicht nur ein Mittel zum Überleben darstellt, sondern ein Stück weit Teil unserer Lebensqualität ist, möchte man, so weit als möglich, nicht auf die schönen Essgewohnheiten verzichten. Die Idee, den Kalorienverbrauch mit Sport so zu erhöhen, dass man so viel essen kann, wie man nun gerne möchte, funktioniert leider nicht. Alleine schon die Rechnung des Kalorienverbrauchs beim Joggen zeigt, wie wenige Kalorien bei einer so anstrengenden sportlichen Betätigung effektiv verbraucht werden.
Im Schnitt werden während einer halben Stunde Joggen nicht mehr als zirka 250 bis 300 kcal verbrannt. Deshalb bleiben nur eine konsequente Änderung der Essgewohnheiten und eine strikte Kontrolle der Kalorienzufuhr als der einzige Weg, der zum Erfolg führt, wenn man das Körpergewicht unter Kontrolle bringen will. Moderate sportliche Betätigung ist aber für den Arthrosepatienten auch eine sinnvolle und hochwirksame Massnahme, um Schmerzen, vor allem in den Knien, zu reduzieren.